Picasso sehen und sterben: Provence-Krimi mit Rezepten (German Edition) by Baum Jost

Picasso sehen und sterben: Provence-Krimi mit Rezepten (German Edition) by Baum Jost

Autor:Baum, Jost [Baum, Jost]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Readbox
veröffentlicht: 2015-01-31T16:00:00+00:00


Achtzehn

Lannier trat auf das Gaspedal und ließ den Motor des schwarzen 3er BMW aufheulen. Vor jeder Kurve bremste er scharf ab, steuerte den Innenrand an und freute sich wie ein kleines Kind darüber, daß das Heck des Wagens nicht ausbrach. Rosaline hatte nicht schlecht gestaunt, als er mit dem scharfen Teil vorgefahren war, dem er zu diesem Anlaß ein Paar neue Alufelgen auf Pump spendiert hatte. Er hatte sich in Schale geschmißen, eng anliegende Lederjeans, Mokassins und Muscelshirt hatte er getragen, die Ray Ban-Sonnenbrille ins Haar geschoben, war zu ihr und der Kleinen ins Wohnzimmer gegangen und hatte die 4000 Euro wortlos auf den Tisch geblättert. Aber jetzt war er blank und die nächste Monatsrate stand an. Woher sollte er die Kohle nehmen, schließlich hatte er seinen Brötchengeber umgebracht. Lannier grinste bei dem Gedanken, daß dieses miese Schwein jetzt in einem Erdloch vor sich hin moderte. Seit Tagen ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, was Margoux über Heroult erzählt hatte. Was wäre, wenn Heroult diesen Picasso wirklich geklaut hatte und ihnen die Schuld in die Schuhe schieben wollte? Bei der Arbeit an der Alarmanlage war ihm aufgegangen, daß Heroult ganz schön mit seinen Geschäften angab und dieser heißen Mieze vorgaukelte, was für ein toller Hecht er sei. Diese Françoise Clavine würde er auch nicht von der Bettkante schubsen. Er hatte sie beobachtet, wie sie im knappen Bikini auf der Liege am Pool lag, sich sonnte und ab und zu an ihrem Drink nippte. Er kannte sie aus einer Fernsehserie, in der sie die untreue Strohwitwe eines Ingenieurs gespielt hatte, der ständig auf Geschäftsreise war. Es gab da ein paar scharfe Szenen, bei der die freiwillige Selbstkontrolle wohl ein Auge zugedrückt hatte. Wie auch immer, er mußte einen Plan aushecken, der ihm dabei half, an das Geld Heroults heran zu kommen.

Ich sollte ihn einfach anrufen und herausfinden, was da zu holen ist, dachte Lannier und beschloß, die Sache jetzt sofort anzugehen.

Die Landstraße dritter Ordnung, die er gewählt hatte, um sich abzureagieren und neue Pläne zu schmieden, führte ihn von Bandol nach Cassis, immer steil bergauf, linker Hand an schroffen, mit Felsbrocken übersäten Abhängen vorbei, die, je höher er kam, immer kahler und abweisender wurden. Die rechte Seite der Fahrbahn, die sich zum Meer hin öffnete, das grünlich-blau in der Ferne zwischen den Berghängen aufblitzte, war nur mit wenigen Steinbaken gesichert, die keinen Halt bieten würden, wenn er sie rammte, wobei er Gefahr lief, tief in eine Schlucht zu stürzen. Kurz bevor Lannier den Bergkamm erreicht, öffnete sich die Felswand zu einer Parkbucht, in die er den BMW steuerte, bremste und in einer Staubwolke zum Stehen kam.

Lannier griff in das Handschuhfach und holte sein Handy hervor, stieg aus, ging ein paar Schritte und lehnte sich an die Steinplatte eines Rast-Tisches, der auf einer vertrockneten Wiese stand, inmitten einer Ansammlung von Bananenschalen, Coladosen und anderem Müll.

Der Blick allerdings, der sich Lannier bot, war atemberaubend. Sonnendunst stieg vom Meer auf, ein sachter Wind kühlte seine erhitzte Stirn und in der Ferne winkten die weißen Segel einer Yacht, die vor der Bucht kreuzte.



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